„Pferden geht es besser ohne Stroh“
Familie Hagemann-Krystosek aus Melle öffnet am 9. Juni ihren Hof
L P D – Bereits zum dritten Mal öffnet Familie Hagemann-Krystosek aus Melle ihren Betrieb beim Tag des offenen Hofes, der dieses Jahr am 9. Juni stattfindet. Dort können sich die Besucher über die Pferdehaltung informieren, aber auch beim Working-Equitation-Turnier die Geschicklichkeit von Pferd und Reiter beim Durchqueren von Toren oder Überqueren von Brücken bestaunen.
Ein Pferdehof, auf dem es nicht nach Pferd stinkt – dieses Kunststück hat Familie Hagemann-Krystosek aus Melle vollbracht. Das Geheimnis: Eine Einstreu aus Holzpellets, die regelmäßig mit Mikroorganismen versorgt werden und dadurch ihr eigenes Biotop und eine trockene Matte bilden. Die Pferdeäpfel, die täglich abgesammelt werden, verarbeitet die Familie zu bio-zertifiziertem Naturdünger weiter und verkauft ihn über ihren eigenen Onlineshop, beim Lebensmitteleinzelhandel oder beim Raiffeisenmarkt in Melle.
„So einfach, wie es sich anhört, war es aber nicht“, sagt Uwe Krystosek. Gemeinsam mit Ehefrau Birgit hat er lange getüftelt, bis die Familie und die Pferde mit dem Ergebnis zufrieden waren. Durch die neue Einstreu, die seit Anfang 2017 in den Boxen liegt, wird nun 80 Prozent des Pferdemistes eingespart, es staubt weniger im Stall und es stinkt nicht mehr nach Ammoniak.
Seitdem haben die Pferde stabilere Hufe, weniger Husten sowie einen geringeren Wurmbefall und vor allem: „Wir brauchen kein Stroh mehr zu pressen, zu lagern und einzustreuen und keinen Mist mehr aus den Boxen zu fahren und überdacht zu lagern, nur um anschließend zu versuchen, ihn wieder loszuwerden“, fasst Krystosek zusammen. Denn Mist, der zu 80 Prozent aus Stroh besteht, weil die Einsteller selbst ausmisten, wolle kein Landwirt auf seinem Feld haben. Sein Fazit lautet daher: „Pferde und Stroh passen nicht zusammen.“
Von den Holzpellets werden dagegen nur fünf bis acht Kilogramm pro Woche nachgestreut – trotzdem wird die Matte in der Box nicht höher. „Die Box wird so pingelig wie möglich sauber gehalten und bietet den Pferden dadurch eine trockene Liegefläche“, sagt Krystosek. Gleichzeitig ist der Misthaufen um 80 Prozent geschrumpft.
Ebenso stolz wie auf sein innovatives Mistkonzept ist Krystosek auf die pferdegerechte Haltung auf dem Hof. „Alle 76 Pensionspferde sind an 365 Tagen ganztäglich mindestens acht Stunden draußen, sie bekommen Heu ad libitum und werden in großen Gruppen gehalten“, sagt der langjährige Bankkaufmann, der erst durch seine Tochter Wiebke mit dem Pferdevirus infiziert wurde und seinen Job 2012 für die Weiterentwicklung der Pferdehaltung an den Nagel gehängt hat.
„Die großen Wiesen am Hof bieten sich an, den Pferden freie Bewegung zu erlauben“, sagt Krystosek. Neben der Haltung in Paddockboxen gibt es auf dem Hof zwei Offenställe mit bis zu sechs Tieren und einen HIT-Aktivstall mit jeweils einer Stuten- und einer Wallachherde auf knapp 6000 Quadratmetern. „Im Durchschnitt frisst jedes Pferd 13,5 Kilogramm Heu – geplatzt ist aber noch keins“, schmunzelt er. Durch die großen Heuraufen, die draußen auf den Paddocks stehen, könnten die Pferde genügend Rohfaser zu sich nehmen und im Gegensatz zur reinen Boxenhaltung auf Stroh verringere sich zudem die Staub- und Ammoniakbelastung.
„Die ständige Bewegung an der frischen Luft, Sozialkontakte durch Herdenhaltung, automatisierte und individuelle Fütterungen rund um die Uhr und Rückzugsmöglichkeiten durch mehrere Liegehallen bieten Voraussetzungen, die nicht nur die Pferde glücklich machen“, wirbt Krystosek für diese Art der Pferdehaltung, die auch den Reitern viel Freude mit ihren Vierbeinern ermöglicht – und zwar nicht nur beim Durchqueren von Toren oder Überqueren von Brücken am 9. Juni beim Tag des offenen Hofes.
Der Norddeutsche Rundfunk ist Kooperationspartner und begleitet den Tag des offenen Hofes nun zum 14. Mal. Der Tag des offenen Hofes wird unterstützt durch die VGH Versicherung, die Öffentliche Versicherung Oldenburg, die Ostfriesische Landschaftliche Brandkasse und die Öffentliche Versicherung Braunschweig. Auf der Internetseite www.tag-des-offenen-hofes-niedersachsen.de sind alle Informationen auf einen Blick zusammengefasst und auch die einzelnen Höfe aufgeführt. (LPD 36/2024)
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