Niedersachsens Landwirte erzielen gute Sonnenblumenernte
Nach stetigem Anstieg der Anbaufläche nimmt diese 2024 erstmals wieder ab
L P D – Sonnenblumen werden als eine der letzten Ackerfrüchte geerntet. Sorgten die mannshohen Pflanzen aus der Familie der Korbblütler im Sommer für bunte Farbtupfer auf Niedersachsens Feldern, geben sie zur Ernte ab September bis Anfang November ein eher trauriges Bild in der Natur ab: Die Blätter sind abgestorben, die Korbunterseiten sind gelb gefärbt und hängen kraftlos herunter. „Ackerbaulich macht die Sonnenblume uns aber viel Spaß, denn sie benötigt relativ wenig Aufwand“, ordnet Wilhelm Jochen Behn die Ölpflanze ein. Seit 2020 baut er Sonnenblumen auf einer Fläche von 35 Hektar (ha) an. „Die Erträge passen dieses Jahr zu den Niederschlägen. 75 bis 80 Millimeter benötigt die Sonnenblume pro Tonne/Ertrag. Dieses Jahr war es etwas feuchter, das hat also umso besser gepasst“, berichtet der 26-jährige Landwirt aus Rümmer im Landkreis Helmstedt gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.
Ende Oktober hat er die letzten Sonnenblumen mit dem dafür speziell umgebauten Mähdrescher mit einer Feuchtigkeit von neun Prozent geerntet. „Dies ist nötig, damit die Sonnenblumen lagerstabil sind, und die Auspressung so am besten möglich ist“, erklärt der studierte Landwirt, der sich bewusst für den konventionellen Ackerbau mit modernster Anbaustrategie und Pflanzenschutzmitteln entschieden hat. Von Aussaat, Ernte, über Reinigung des Druschs, Verarbeitung in der eigenen Ölmühle bis hin zum Etikett auf der Ölflasche kommt auf Hof Behn alles aus einer Hand. „Wir stellen aus unseren Sonnenblumenkernen Bratöl, Sonnenblumenöl und Vogelfutter her. Im kommenden Jahr erstmals auch geschälte Sonnenblumenkerne, die fürs Müsli oder im Brot verwendet werden können“, erklärt der Landwirt, der auf 700 ha neben Roggen, Weizen und Gerste mehr als 20 weitere Ackerfrüchte anbaut.
Täglich wird auf Hof Behn ein Öl aus dem Flachlager des großen Ölsaaten-Portfolios, das von Mohn, über Hanf, Lein, Leindotter, Raps bis hin zum Senföl reicht, produziert. Mit 3,5 Tonnen pro Hektar (t/ha) bzw. 4 t/ha wurde dieses Jahr die beste Ernte der beiden angebauten Sonnenblumensorten eingefahren. „Unsere High Olec-Sonnenblumenkerne eignen sich für das Bratöl besonders gut, weil sie einen hohen Anteil an Ölsäure besitzen. Das Öl bleibt trotz hoher Temperaturen bis zu 300 Grad oxidationsstabil, kann länger in Fritteusen genutzt werden und wird daher gerne in der Gastronomie genommen“, beschreibt Behn den Vorteil des kaltgepressten Öles mit nur einem geringen Anteil an gesättigten Fettsäuren.
Über den hofeigenen Online-Shop, den lokalen Einzelhandel und über die Gastronomie werden die Produkte vermarktet. „In Deutschland ist es schwierig, Sonnenblumenkerne zu vermarkten, es fehlt die entsprechende Infrastruktur zur Verarbeitung. Deshalb machen wir alles selbst, denn so bleibt die gesamte Wertschöpfung im Betrieb“, sieht sich der Landwirt aufgrund des niedrigen Selbstversorgungsgrades von Sonnenblumenöl mit nur 15 Prozent auf dem richtigen Weg.
Seit 2020 ist die Anbaufläche für Sonnenblumen in Deutschland von 28.200 ha auf 85.600 ha im Jahr 2022 aufgrund des Ukrainekrieges gestiegen. In Niedersachsen vergrößerte sich die Fläche von 300 ha auf 2.500 ha im Jahr 2023. Die Erntemenge betrug 2020 in Deutschland 58.000 t und in Niedersachsen 800 t. 2022 stieg die Erntemenge deutschlandweit auf 161.200 t, in Niedersachsen ernteten die Landwirte 6.000 t. 2023 sank die deutschlandweite Anbaufläche für Sonnenblumen auf 68.900 ha, auf denen aber 170.100 t geerntet wurden. Für 2024 wird mit einem weiteren Rückgang auf 51.400 ha und einer Erntemenge von 134.200 t gerechnet. In Niedersachsen blieb die Fläche 2023 mit 2.500 ha stabil, die Erntemenge erhöhte sich auf 7.200 t. Für 2024 hingegen rechnen Experten aber mit einem Rückgang auf 1.500 ha und einer Erntemenge von 5.100 t. (LPD 94/2024)
Silke Breustedt-Muschalla
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