Natur- und Klimaschutz brauchen langfristige Finanzierung im Grünland
Ausschuss fordert: Wiesenbrüterschutz muss effektiver und flexibler werden
L P D – Die Themen Natur- und Klimaschutz standen im Fokus der jüngsten Sitzung des Grünlandausschusses im Landvolk Niedersachsen. Über die Effekte verschiedener Bewirtschaftungsmethoden im Grünland für die Kohlenstoffspeicherung im Boden berichtete Dr. Katja Klumpp vom Französischen Nationalinstitut für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt (INRAE). Sie zeigte anhand von Forschungsbeispielen, dass die lokalen Begebenheiten vor Ort maßgeblich seien für die Höhe der Kohlenstoffspeicherung. Zudem erklärte die Wissenschaftlerin den Ausschussmitgliedern, dass sich Düngung und Artenvielfalt im Grünland positiv auf die Kohlenstoffspeicherung auswirken.
Wie der CO2-Fußabdruck für einen einzelnen Grünlandbetrieb ermittelt wird und welche Stellschrauben es bei der Klimaschutzoptimierung gibt, darüber berichtete Anke Paulsen von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK). Große Effekte ließen sich durch die Anpassung der Düngung in Abhängigkeit vom Ertrag sowie durch eine optimierte Ausbringtechnik erzielen, so die Agraringenieurin. „Grünland braucht Nutzung für die Steigerung der Kohlenstoffspeicherung“, stellte sie klar. Notwendig sei mehr Forschung für Grünlanderträge unter niedersächsischen Verhältnissen. Die Wissenschaft sei in der Diskussion über eine einheitliche Klimabilanzierung sehr weit gekommen. Es müsse aber auch eine Anwendung geben, die für den einzelnen Betrieb verständlich ist.
Obwohl das Thema Wolf nicht explizit auf der Tagesordnung stand, nahm der Umgang mit dem Wildtier Raum in der Diskussion über naturverträgliche Grünlandnutzung ein. Denn der Wolf ist auch für die Bewirtschaftung dieser Flächen ein großes Problem – darin waren sich alle Ausschussmitglieder einig. Die Position des Naturschutzes, in der Sitzung zu Gast, vertreten durch die BUND-Landesvorsitzende Susanne Gerstner, lautet, dass ein gut finanzierter, wirksamer Herdenschutz der Schlüssel für das Wolfsmanagement sei. Viele Tierhalter wollen ihre Rinder aber nicht mehr auf den Weiden stehen lassen, wenn der Wolf sich noch weiter ausbreiten kann.
Bei dem Thema Wiesenbrüter sei viel Vertrauen in Niedersachsens Landwirtschaft verloren gegangen, hieß es im Ausschuss. Der neue Wiesenbrüterschutz in Niedersachsen ist zu wenig flexibel und die Maßnahmen zu wenig effektiv, um Gelege und Küken wirksam zu schützen. Außerdem fehle es an einen langfristig verlässlichen Finanzierungskonzept. Klima- und Naturschutz müssen ein langfristig wirtschaftlich tragfähiger Betriebszweig sein können, war sich der Ausschuss einig.
„Auch eine aus Naturschutz gewollte weitere Extensivierung des Grünlands wird in der Praxis dadurch behindert, dass bei der Entstehung von wertvollen Biotoptypen zu viele ordnungsrechtliche Einschränkungen für die Landwirte die Folge sind“, fasste Ausschussvorsitzender Dr. Karsten Padeken die Beiträge zusammen. Er lobte den offenen Austausch mit der BUND-Vorsitzenden. „Es ist gut, dass ein fachlicher Austausch wie beim Niedersächsischen Weg möglich ist und wir die landwirtschaftliche Perspektive auf wichtige Naturschutzthemen vermitteln konnten. Das Grünland kann sowohl für den Naturschutz als auch für den Klimaschutz einen wichtigen Beitrag leisten, aber diese gesellschaftliche Zusatzaufgabe muss zukünftig als Wirtschaftskonzept für die Betriebe langfristig in den Betrieb für mindestens eine Generation etabliert werden“, lautet Padekens Fazit. (LPD 87/2024)