Landwirte nutzen jedes trockene Zeitfenster für Ernte
Gerstenernte in Niedersachsen nahezu abgeschlossen / Rücksichtnahme im Verkehr
L P D – Kurze heftige Gewitter, starke Regenfälle mit Hagelschauer oder gar Dauerregen – Niedersachsens Landwirte blicken am Morgen erst gen Himmel und anschließend in die Wetter-App: Ist das geplante Ernten des Feldes möglich? „Das ist nach Jahren der Trockenheit mal wieder ein Sommer in Niedersachsen, wie ihn ältere Semester wie ich ihn noch aus Kindheitstagen kennen. Ein Mix aus Regen und Sonne – und nicht allzu heiß dabei“, berichtet Thorsten Riggert, Vorsitzender des Ausschusses Pflanze im Landvolk Niedersachsen. Früher haben Landwirtinnen und Landwirte damit leben und sich darauf einstellen müssen, heute sei dies genauso der Fall. „Wir leben in, mit und von der Natur. Das ist unser täglich Brot, und trotz augenscheinlich unterdurchschnittlicher Ernte, versuchen wir auch diesen Sommer das Beste und das Meiste vom Acker zu bekommen“, bleibt der 56-jährige Landwirt aus dem Landkreis Uelzen trotz der Wetterkapriolen zuversichtlich.
Aktuell ist in Niedersachsen die Wintergerste im Durchschnitt in den Anbauregionen zu fast 90 Prozent der Flächen geerntet. Im Südosten ist die Ernte weiter vorangeschritten als im Nordwesten – so haben die Regenschauer der letzten Wochen in Ostfriesland die Erntearbeiten zum Erliegen gebracht: Hier ist man erst bei etwa 25 Prozent angekommen. „Das Hektolitergewicht ist in den meisten Fällen gut, und die Qualität passt ebenfalls. Regional wird von niedrigem Proteingehalt berichtet. Die Feuchtigkeit liegt durchschnittlich knapp unter 14 Prozent“, führt der Ausschussvorsitzende aus. Gerste ist wettermäßig sehr empfindlich, sodass sich das Wetter auch auf die Erträge auswirkt, die gut 10 Prozent unter dem Durchschnitt liegen und äußerst heterogen sind: „Manche Kreise berichten von einer Spanne von 40 bis 100 Dezitonnen pro Hektar (dt/ha) – also eine sehr weite Spanne.“
Regional waren die Bestände etwas lückig, und Ähren sind abgeknickt. Die Stürme am ersten Juli-Wochenende haben stellenweise für Ausfälle gesorgt. „Pflanzen auf leichten Böden sind im Schnitt besser durch die Saison gekommen, hier spielten der viele Regen und die Düngung den leichten Böden in die Karten. Wurden dort sonst nur sechs Tonnen pro Hektar geerntet, sind es nun gute neun Tonnen. Dieses Jahr sorgen die Niederschlagsmengen in Kombination mit der Bodenbeschaffenheit für enorme Ertragsscheren“, führt Riggert aus. So rechnet das Landvolk aktuell mit einem Ertrag von 72,55 dt/ha gegenüber 82,75 dt/ha im Vorjahr.
Niedersachsens Landwirte hoffen nun auf gutes Wetter für die anstehende Rapsernte. „Der Raps ist in vielen Regionen erntereif und muss zeitnah vom Feld. Für den Weizen hingegen ist die Witterung gut, er kann nun langsam abreifen. Wir rechnen Anfang August mit der Hauptweizenernte“, erklärt Riggert. Da dann in Niedersachsen die Schulferien vorbei sind und wieder mehr Berufsverkehr auf den Straßen sein wird, bittet er um Verständnis, wenn vollbeladene Getreide- und Strohwagen-Gespanne sowie Mähdrescher den Verkehrsfluss verlangsamen. „Mit beidseitiger Rücksichtname kommen wir alle gesund und unfallfrei ans Ziel!“, appelliert Riggert an alle Verkehrsteilnehmer. (LPD 54/20245)
Silke Breustedt-Muschalla
Redakteurin
T: 0511 36704-83
E-Mail-Kontakt