Kirche und Landwirtschaft gehen Hand in Hand

Kirche und Landwirtschaft gehen Hand in Hand

Blühstreifen statt Pachterhöhungen – Win-win-Situation für Landwirte und Umwelt

L P D – Bauern und Kirche sind sich nah. Nicht nur im Erntedankgottesdienst und beim Posaunenchor, sondern auch wirtschaftlich. „Die Kirche gehört in Deutschland zu den größten Verpächtern von Ackerland, und ihre Pachtpreise liegen gerade in Niedersachsen am oberen Limit“, sagt Thorsten Riggert, Vorstandsmitglied im Landvolk Niedersachsen. Wenn die Kirche als Teil der Gesellschaft besondere Bewirtschaftungsauflagen wie Blühstreifen fordere, dann müsse sich das auch in der Bezahlung der Ländereien widerspiegeln, gibt er vor dem Hintergrund zu bedenken. „Darüber haben wir beim Start des Agrardialogs zwischen Landwirtschaft und Kirche im Februar ausführlich gesprochen“, erinnert er sich. 

Mittlerweile ist aus der Theorie Praxis geworden und die ersten Pilotprojekte wurden gestartet. So wie in der Kirchengemeinde Lehrter Land, die ihren sechs Pächtern verschiedene Angebote zur Erhöhung der Artenvielfalt gemacht hat. „Das waren Gespräche auf Augenhöhe“, sagt Jörg-Wilhelm Lahmann aus Steinwedel. Der Landwirt hat einen Blühstreifen am Rand seines Maisfelds angelegt und dafür die Zusage einer gleichbleibenden Pachthöhe von der Kirche erhalten. „Das gilt vorerst zur Probe für die halbe Pachtzeit, führt aber schon dazu, dass der enorme Kostendruck auf meinem Betrieb weniger stark steigt“, sagt Lahmann und hebt die freiwillige und unkomplizierte Teilnahme hervor.

Er freut sich über das tierische Gewusel und kann sich auch für die vielen unterschiedlichen Pflanzen in seinem Blühstreifen begeistern. Ein großer Vorteil sei zudem die Lage des blütenreichen Saums direkt an einer bestehenden Hecke. „Da hat die Natur wirklich ihre Ruhe“, betont Lahmann. Die Blühfläche bietet den Insekten Nahrung und Schutz. Aber nicht nur ihnen: „Singvögel, die in der Hecke brüten, finden einen reich gedeckten Tisch direkt vor ihrem Nest“, beschreibt Björn Rohloff die Zusammenhänge in der Nahrungskette. Er hat das Projekt initiiert und ist für die Umsetzung in der Kirchengemeinde Lehrter Land zuständig. Auch bodenbrütende Vögel sowie Jungtiere wie Hasen und Rehkitze fühlen sich in dem mehrjährigen Streifen wohl, in dem sich über die Jahre verschiedene Insektengruppen ansiedeln und einen nachhaltigen Lebensraum finden können. „Die Kirchengemeinde übernimmt mit diesem Projekt Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung“, sagt Hinrich Renken, Vorsitzender der Gesamtkirchengemeinde Lehrter Land. Dieses Projekt füge sich in hervorragender Weise in den von der Landeskirche Hannover mit der Landwirtschaft eingeläuteten Agrardialog ein. (LPD 54/2024)

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