Erneut weniger Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung
Zum Antibiotika-Tag am 18.11.: Abgabemenge sank seit 2011 um 69 Prozent
L P D – Der Wunsch nach mehr Tierwohl kann nur mit gesunden Tieren erfüllt werden. Daher benötigen kranke Tiere – wie der kranke Mensch auch – entsprechend Medizin. Der alljährlich am 18. November stattfindende Europäische Antibiotika-Tag soll nicht nur das Bewusstsein für die Gesundheit stärken, sondern auch die umsichtige Anwendung von Antibiotika ins allgemeine Bewusstsein rücken. Die in Deutschland in der Tiermedizin abgegebene Antibiotika-Menge ist im Jahr 2023 erneut leicht gesunken. Laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) wurden insgesamt 529 Tonnen Antibiotika an die Tierärzteschaft und weitere Empfänger abgegeben. Dies ist der niedrigste Wert seit Beginn der Erfassung im Jahr 2011, teilt der Landvolk-Pressedienst mit.
Aufgrund gesetzlicher Änderungen werden seit 2023 nicht nur Antibiotika erfasst, die von pharmazeutischen Unternehmen und Großhändlern an Tierärzte abgegeben werden, sondern zum Beispiel auch an Apotheken, Veterinärbehörden und Hochschulen. Deshalb sind die Zahlen nur eingeschränkt mit denen der Vorjahre vergleichbar. In der Summe wurden für das Jahr 2023 insgesamt 11 Tonnen (-2,1 Prozent) weniger abgegebene antibiotische Tierarzneimittel an das BVL gemeldet als im Jahr 2022. Gegenüber 2011, dem ersten Jahr der Erfassung der Antibiotikaabgabemengen, beträgt der Rückgang 69 Prozent. Von den im Jahr 2023 insgesamt 529 Tonnen (t) abgegebenen Antibiotika entfallen wie in den Vorjahren die größten Mengen auf Penicilline (206 t) und Tetrazykline (104 t).
Mit dem Inkrafttreten einer Änderung des Tierarzneimittelgesetzes zum 1. Januar 2023 wurde das Antibiotikaminimierungskonzept auf weitere Nutzungsarten, wie Milchrinder sowie Jung- und Legehennen, ausgeweitet. Aufgrund mangelnder Infra- und Meldestruktur haben der Bundesverband praktizierender Tierärzte, der Deutsche Bauernverband sowie der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft frühzeitig auf die fehlerhafte Datenerfassung für die Berechnung der betrieblichen Therapiehäufigkeit sowie der Aussagekraft der jährlichen Kennzahlen insbesondere bei den neu ins Antibiotikaminimierungskonzept aufgenommenen Nutzungsarten hingewiesen. Somit bleibt zu hoffen, dass Vollzugsbehörden insbesondere bei der Kontrolle von Maßnahmenplänen mit Augenmaß handeln.
Entsprechend der Farm-to-Fork-Strategie der Europäischen Kommission soll der Antibiotikaeinsatz in der landwirtschaftlichen Tierhaltung zwischen 2018 und 2030 europaweit halbiert werden. Alle Tierhalter sind aufgerufen, ihren Beitrag dazu zu leisten, um dieses Ziel zu erreichen und antimikrobielle Resistenzen in der Tiermedizin zu bekämpfen. In Deutschland wurden die Verkäufe von Antibiotika in der Tiermedizin in den Jahren 2018 bis 2023 bereits um 27 Prozent reduziert. (LPD 86/2024)
Silke Breustedt-Muschalla
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